Das Masku-Blogstöckchen

Erzählmirnix hat ein Blockstöckchen in die Luft geworfen und wartet ab, welcher der üblichen Verdächtigen darauf stoßen wird. Also gut, dann mache ich jetzt mal den übl(ich)en Verdächtigen.

Dann mal ran an die Fragen:

1. DEN Maskulismus gibts ja eigentlich gar nicht… oder? Wie würdest du (deinen) Maskulismus definieren?

Ich finde das Wort „Maskulinist“ / „Maskulist“ nach wie vor ziemlich doof, unter anderem auch deshalb weil es keine Einigkeit darüber gibt welches Wort jetzt eigentlich was bedeutet, oder ob es das eine oder das andere überhaupt gibt. Mir ist aber die Zeit zu schade um darüber zu diskutieren, weil ich mich selbst nicht als „Maskulinisten“ bezeichnen würde. Wenn überhaupt eine Bezeichnung dann Mänerrechtler –  und selbst das geht mir schon fast zu weit in eine Richtung.

Die Definition der Bewegung, zu der ich mich zugehörig fühlen würde, wäre in etwa folgende: sie tritt für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ein, unter gegenseitiger Würdigung und Wertschätzung dessen, was der jeweils andere leistet – ohne das eine oder andere besser oder schlechter zu bewerten, und unabhängig davon ob damit ein materieller Gewinn verbunden ist oder nicht. Gleichzeitig strebt sie eine Gesellschaft an, in der „Familienarbeit“ eine solche Wertschätzung erhält, dass derjenige der sie leistet, davon später keine Einbußen (z.B. Pensionsansprüche, Altersarmut) davonträgt.

2. Was war dein erster Berührungspunkt mit Maskulismus? Wann hast du zum ersten Mal was davon gehört und wann und warum hast du dich evtl. zum ersten mal selbst so bezeichnet?

Ich bin in das ganze Thema über Twitter reingerutscht, das ist noch gar nicht so lange her. Damals habe ich, naiv wie ich war, versucht ernsthafte Argumente anzusprechen (es ging glaub ich um die tausendjährige Unterdrückung der Frauen durch das Patriarchat) und geriet dabei ausgerechnet an fundamentale Feministinnen. Die hatten mich ganz schnell in die Masku-Troll-Ecke abgeschoben und geblockt, noch bevor ich wusste was das überhaupt sein soll. Ich bin dann, ihrem Rat folgend, auf feminismus101.de gelandet und habe dort den… sagen wir mal: Grundkurs in Feministischer Ideologie gemacht. Seither  argumentiere ich eher für die Gegenseite – aber nicht immer (siehe unten).

Ich habe mich selbst noch nie als Maskulist bezeichnet… zumindest nicht bewusst. Ich glaube, der Begriff „Maskulist“ wird derzeit so ähnlich verwendet wie „Schwuler“ früher verwendet wurde. Zu Beginn war das Wort noch eher eine Beleidigung, irgendwann verliert es aber seinen beleidigenden Charakter und wird zur Selbstbezeichnung.

3. Gibt es maskulistische/männerrechtliche Bereiche, von denen du persönlich besonders betroffen bist?

Nein. Aber ich lebe mit dem theoretischen Risiko, dass sich das ändern könnte, so wie das jeder Vater tut.

Eine indirekte Betroffenheit habe ich aber erlebt, indem ich mitangesehen habe wie meine Eltern in ihrer Tätigkeit als Gutachter in Sorgerechtsstreitigkeiten zermürbt wurden – besonders dann, wenn das Gutachten entgegen der verinnerlichten Geisteshaltung des Richters ausgingen. Dazu gibt es mehrere haarsträubende Geschichten.

4. Rein hypothetisch: Der Maskulismus wird plötzlich unglaublich einflussreich und Deutschland wird ein komplett maskulistischer Staat. Was würde sich aus deiner Sicht geändert haben?

Ich gehe jetzt mal davon aus, dass es mein Maskulinismus (oder wie auch immer der sich nennen würde) wäre:

Formulierungen wie „Herdprämie“ gehörten der Vergangenheit an, weil die Hausarbeit die gleiche Wertschätzung erhalten würde, wie es heute das Management eines kleinen Familienunternehmens erhält. Es gäbe kein Obsorgererecht der Eltern mehr, sondern eine Obsorgeverpflichtung gegenüber Kindern – notfalls auch unter Zwang. In Sorgerechtsstreitigkeiten stünde das Kindeswohl im Vordergrund, alle anderen Interessen hätten sich diesem unterzuordnen. Es gäbe kein Ministerium für alles ausser Männer in Deutschland, und kein Frauenministerium in Österreich mehr, stattdessen nur noch ein Familienministerium. Gelder, die heute z.B. in den Ausbau von Kitas fließen würden den Familien zur freien Verwendung zur Verfügung gestellt, damit sie selbst entscheiden können ob das Kind bei den Eltern oder Fremdbetreut wird, und damit sie rein finanziell diese Wahlmöglichkeit wirklich haben.

5. What about the Womenz? Ist für Frauen die Welt schon rosarot (haha, Wortspiel) oder gibt es aus deiner Sicht noch Dinge, die sich für Frauen verbessern sollten. Was für eine Rolle spielt da aus deiner Sicht der Maskulismus?

Die Welt für Frauen ist nicht rosa, obwohl das einige Männerrechtler propagieren. Frauen stehen unter dem selben Leistungsdruck wie Männer auch, zusätzlich haben sie das Problem dass sie nunmal diejenigen sind, die schwanger werden, und schon allein deshalb über kurz oder lang aus dem Berufsleben ausscheiden wenn Kinder kommen. Außerdem – so wurde mir gesagt – sei es heute als Frau gar nicht so einfach überhaupt noch einen Mann zu finden, der sich auf das Abenteuer Familie einlassen will, viele scheuen sich vor der Verantwortung.

Was sich verbessern müsste: z.B. die finanzielle Absicherung von Müttern bis ins Rentenalter. Die Wertschätzung, die sie in der Gesellschaft erhalten wenn sie sich für die Familie und gegen Karriere entscheiden. Ich denke ein Maskulinismus könnte hier einiges bewirken, indem die reaktionäre klassische ewiggestrige öde standardfamilie mit Mutter, Vater und Kind(ern) einen besseren Ruf und höheren Stellenwert bekommt als sie das heute hat.

6. Was stört dich am Maskulismus? Welche Themen, Meinungen oder Maskulisten gehen dir auf die Nerven, bzw. mit wem möchtest du nicht in einen Topf geworfen werden?

Mich stört das platte „Frauen haben es leichter“ oder die Verachtung, die Feministen entgegengebracht wird (die das leider durch die entgegengesetzte Verachtung provozieren). Ich habe schon mal geschrieben, dass ich grundsätzlich nicht gegen den Feminismus wäre, wenn er Männern auf Augenhöhe begegnen würde. Aber das selbe erwarte ich mir auch von der Männerrechtsbewegung. Es gibt in der Szene leider auch diejenigen, die eher Androzentrisch eingestellt sind oder die Männerrechtsbewegung als Plattform für eine Rechtsbewegung benutzen. In der öffentlichen Darstellung wird dann schnell aus alledem ein brauner Einheitsbrei gekocht, den man medial wirksam diskreditieren kann.

7. Welche Erfahrungen hast du allgemein gemacht, wenn du über das Thema Maskulismus diskutiert hast?

Eine hochgezogene Augenbraue, gemeinsam mit einem Stirnrunzeln. Die meisten haben noch nie etwas davon gehört und können damit nichts anfangen.

8. Wenn du die Möglichkeit (Zeit, finanzielle Mittel, Reichweite, Unterstützung) hättest eine maskulistische Aktion zu organisieren, wie würde diese aussehen?

Ui… schnell und unüberlegt aus den Fingern gesogen: Ich würde mir mehr Männer in der Kinderbetreuung und im Lehrpersonal wünschen, also Kindergärtner und Volksschullehrer. Wahrscheinlich müssten diese Berufe besser entlohnt werden, damit man davon auch eine Familie ernähren könnte – und so etwas kostet Geld.

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Mich persönlich würde interessieren, was Tom174 antworten würde und werfe das Stöckchen hiermit mal in seine Richtung. Mal sehen ob er es auffängt 🙂

Über Sir Mortimer

Uh yeah. THAT guy.
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10 Antworten zu Das Masku-Blogstöckchen

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  3. St. Elmo schreibt:

    „…Mann zu finden, der sich auf das Abenteuer Familie einlassen will, viele scheuen sich vor der Verantwortung…“

    Meine Erfahrung ist eher das Frauen den 110% perfekten Mann wollen und ihnen 99% viel zu wenig sind, um sich auf das Abenteuer Familie einzulassen, aber auf der anderen Seite sie nicht bereit sind selbst etwas für die Beziehung zu tun. Die Verantwortung trägt der Mann und wenn Frau Probleme in der Beziehung sieht. muss Mann das hellseherisch erkennen und ändern.

    Wenn Frau bereit wäre ihre 40-50% zur Beziehung beizusteuern und entsprechend Verantwortung zu übernehmen, bin ich als Mann auch gerne bereit die anderen 50%-60% zu übernehmen. Aber wenn ich eine Frau hab für die ich (wie bei einem Kind) die komplette Verantwortung übernehmen muss, warum sollte ich mir dann noch weitere Kinder ans Bein binden?

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    • C3P0 schreibt:

      Meine Erfahrung ist, dass diejenigen, die sich selbst als 99%ig perfekten Partner betrachten dabei völlig ignorieren, dass das Gegenüber demjenigen noch nicht einmal 40% geben würde.

      „Aber wenn ich eine Frau hab für die ich (wie bei einem Kind) die komplette Verantwortung übernehmen muss, warum sollte ich mir dann noch weitere Kinder ans Bein binden?“
      Warum sollte man sich überhaupt eine Ebene davor einen Partner ans Bein binden, für den man die komplette Verantwortung wie bei einem Kleinkind übernehmen muss?

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